Adipositas

Fettleibigkeit (Adipositas), Fettsucht oder Obesitas ist eine Ernährungs- und Stoffwechselkrankheit mit starkem Übergewicht und positiver Energiebilanz die durch eine über das normale Maß hinausgehende Vermehrung des Körperfettes mit häufig krankhaften Auswirkungen gekennzeichnet ist.

Selten wird sie auch Obesität genannt. Nach der WHO-Definition liegt eine Adipositas bei Menschen ab einem Körpermassindex (BMI) von 30 kg/m² vor. Dabei wird in drei über den BMI voneinander abgegrenzte Schweregrade unterschieden. Indikatoren für den Anteil von Körperfett und dessen Verteilung sind der Bauchumfang und das Taille-Hüft-Verhältnis.

Adipositas, von lateinisch adeps „Fett“.

Schweregrade
Kategorie nach WHOBMI (Kg/m²)
Untergewicht< 18,5
Normalgewicht18,5 – 24,9
Übergewichtigkeit25 – 29,9
Adipositas Grad I30 – 34,9
Adipositas Grad II35 – 39,9
Adipositas Grad III> 40

Entscheidend für das Risiko einer Herz-Kreislauf-Erkrankung ist nicht der BMI. Sondern das Fettverteilungsmuster. Besonders nachteilig wirken sich Fettdepots im Bauchraum und an den inneren Organen aus (sogenannter Apfeltyp). Diese innere Bauchfett (intraabdominales Fett, viszerales Fett) beeinflusst den Fett- und Kohlenhydratwechsel (Zuckerstoffwechsel) besonders ungünstig und gilt als wesentlicher Indikator des metabolischem Syndroms und führt damit zu Fettstoffwechselstörungen und Diabetes. Als risikoärmer gilt die mehr hüft- und oberschenkelbetonte Fettverteilung (Birnentyp).

Der Bauchumfang an der Taille (Taillenumfang) ist leicht zu messen als Maß für die Fettverteilung.

Entscheidend für das Risiko einer Herz-Kreislauf-Erkrankung ist nicht der BMI. Sondern das Fettverteilungsmuster. Besonders nachteilig wirken sich Fettdepots im Bauchraum und an den inneren Organen aus (sogenannter Apfeltyp). Diese innere Bauchfett (intraabdominales Fett, viszerales Fett) beeinflusst den Fett- und Kohlenhydratwechsel (Zuckerstoffwechsel) besonders ungünstig und gilt als wesentlicher Indikator des metabolischem Syndroms und führt damit zu Fettstoffwechselstörungen und Diabetes. Als risikoärmer gilt die mehr hüft- und oberschenkelbetonte Fettverteilung (Birnentyp).

Der Bauchumfang an der Taille (Taillenumfang) ist leicht zu messen als Maß für die Fettverteilung.


erhöhtes Risiko
deutlich erhöhtes Risiko
Frauen80 cm88 cm
Männer94 cm102 cm

Ursachen

Adipositas tritt gehäuft in industrialisierten Ländern auf, insbesondere unter Lebesbedingungen, die durch wenig körperliche Arbeit bei gleichzeitigem Überfluss an Lebensmitten geprägt sind. In den letzten Jahren sind aber auch Schwellenländer zunehmend betroffen.

Zahlreiche Studien haben den Zusammenhang zwischen BMI und Nahrungsaufnahme untersucht. Als Hauptgrund wurde ein Ungleichgewicht zwischen der über die Nahrung aufgenommenen und dann wieder verbrauchten Energie festgestellt.

Die wichtigsten Ursachen sind:

Überernährung und Bewegungsmangel

Zu viel und falsche Ernährung einerseits – zu wenig Bewegung/Energieverbrauch anderseits – führen zu Überschuss bei der individuellen Energiebilanz eines Menschen. Per Lebensmittel zugeführte und nicht verbrauchte Energie wird letztlich in Fettdepots gespeichert.

Bei der Ernährung scheinen zuckerhaltige Getränke eine wichtige Rolle zu spielen. Zwar kommen einige Übersichtsarbeiten zu dem Schluss, dass kein Zusammenhang nachweisbar wäre, eine neue Arbeit zeigt jedoch, dass dies vor allem in Arbeiten mit finanziellem Interessenkonflikt der Fall ist. Studien ohne finanziellen Interessenskonflikt zeigen in über 80 Prozent der Fälle einen Zusammenhang zwischen dem regelmäßigen und hohen Konsum zuckerhaltiger Getränke und Übergewicht.

Sozio-kulturelle Faktoren

Viel sozio-kulturelle Faktoren begünstigen über Fehl- und Überernährung sowie Bewegungsmangel die Entwicklung von Übergewicht:

  • Physisch passiver Lebensstil: Sitzende Tätigkeit; geringe Bewegung dank Auto, Fahrstuhl, Rolltreppe; bewegungsarme Freizeitgestaltung (Fernsehen, Computer)
  • Essen als Ersatz für emotionale und persönliche Zuwendung; emotionales Essen.
  • Fast- und Junkfood: Portionengröße; Essgeschwindigkeit; zu hoher Fett-, Salz- und Zuckergehalt; nicht ausreichend sättigend
  • Lebensmittelzusätze: appetitanregende Stoffe; Farb- und Geruchsstoffe, die das Essen ansprechend erscheinen lassen; Geschmacksprägung durch Zuckerzusatz (Softdrinks, Babynahrung, gesüßter Tee, gesüßte Fleischwaren).
  • Waren-Überangebot
  • Werbung für zucker- und fetthaltige Lebensmittel
  • Keine geregelten Mahlzeiten
  • Entsprechende Erziehung: „Der Teller wird leer gegessen“, „Iss was, dann wirst du was!“
  • Jo-Jo Effekt nach einer Diät.
  • Übergewicht als Schönheitsideal bzw. Zeichen für Wohlstand in manchen Kulturen
  • Sportarten, bei denen Übergewicht vorteilhaft ist (Sumo-Ringen)
  • Je niedriger der soziale Status (bestimmt durch die drei Faktoren Höhe der Ausbildung, Haushaltseinkommen und berufliche Stellung), desto häufiger trifft man auf das Problem Adipositas: Je höher der Schulabschluss, desto günstiger liegt der Body-Mass-Index = BMI. An Adipositas leiden in Deutschland rund ein Viertel der Männer in unteren Schichten – in der Oberschicht sind es nur um die 15%. Bei den Frauen ist der Unterschied mit etwa 35% zu 10% noch deutlicher.

Genetische Faktoren (Erbanlage) prägen den Grundumsatz, die Nahrungsverwertung und das Fettverteilungsmuster. Die Nahrungsverwertung war zu Zeiten der „Jäger und Sammler“ ein wichtiges Überlebensmerkmal: Wer den Überschuss in Fettzellen abspeichern konnte, konnte in Zeiten des Mangels davon zehren.

Zwillingsstudien deuten darauf hin, dass Übergewicht auch eine genetische Komponente hat. Außerdem fand man bei Adoptivkindern einen starken Zusammenhang zwischen ihrem BMI und dem ihrer leiblichen Eltern aber keinen Zusammenhang zwischen ihrem Gewicht und dem ihrer Adoptiveltern.

Adipositas als direkte und indirekte Folge von Krankheiten und Lebensumständen

Eine Essstörung oder eine Sucht können vorliegen, wenn oft und ohne Hungergefühl zwanghaft große Mengen von Nahrungsmitteln verzehrt werden. Zu den Ursachen von Essstörung und Sucht siehe dort.

Stoffwechselkrankheiten kommen bei etwa 2% der Gesamtbevölkerung vor. Wie hoch der Anteil der Fälle ist, in denen Stoffwechselkrankheiten ursächlich für Übergewicht sind, ist noch nicht belegt. Typische Stoffwechselkrankheiten, die Adipositas direkt verursachen können, sind:

  • Schilddrüsenfunktion (z.B. Hashimoto-Thyreoiditis),
  • Störungen des Cortisolhaushaltes (Cushing Syndrom) oder
  • Glucosestoffwechselstörungen mit Hyperinsulinismus.

Nebenwirkungen von Medikamenten

Während einige Medikamente zweifelsfrei die Nebenwirkung „Gewichtszunahme“ haben, wie etwa Insulin, medikamentöse Verhütungsmittel, Antidepressiva, Neuroleptika, Kortikosteroide und Betablocker, verursachen andere beim Absetzen den Efect eine Gewichtsabnahme; hierzu zählen beispielsweise Sympathikomimetika oder NO.Donatoren wie Viagra.

Pränatale Faktoren

Bestimmte Erkrankungen der Mutter (z..B. Diabetes Mellitus Typ2) sowie Medikamnete und bestimmte Chemikalien, welche während der Schwangerschaft Einfluss auf die Entwicklung des Fötus nehmen können, stehen im Verdacht, die Entstehung von Stoffwechselerkrankungen und Diabetes, aber auch die Nahrungsverwertung des Menschen und somit die Neigung zu Adipositas zu beeinflussen (z.B. Bisphenol A).

Nahrungsqualität

Die Verwertung von Nahrung erfordert Arbeit. Die Verdauung leicht verdaulicher (gegarter) Nahrung erfordert weniger Energie. Die Verdauung ballaststoffreicher und proteinhaltiger Nahrung verbraucht hingegen mehr Energie.

Auch die Qualität der Fette spielt eine Rolle. Bestimmte Fette (Cholesterin, trans-Fettsäuren) können vom Körper bis zu einem bestimmten Grad leicht eingelagert werden (was nicht nur die Bildung von´viszeralem Fettgewebe, sondern auch Arteriosklerose begünstigt). Das Sättigungsgefühl wird in erster Linie durch das Volumen der Nahrung bestimmt. Essen mit geringer Energiedichte macht auch satt, liefert aber weniger Energie. Das kann man mit vollwertigen Nahrungsmitteln erreichen, die neben Kohlenhydraten, Proteinen und Fett größere Mengen an Fasern enthalten. Außerdem gibt es diverse Gemüsesorten, die kaum Kohlenhydrate und damit wenig Energie enthalten. Da Fett die höchste Energiedichte hat, sollte man daran sparen, was zu fettreduzierten Low-Fat-Diäten führt. Laut einer Fettstudie der DGE führt eine Reduzierung des Fettkonsums zu niedrigeren Blutwerten von Cholesterin. Allerdings kann man auch mit Low Carb Diäten abnehmen. Bestimmte Lebensmittel werden künstlich mit Phytosterinen angereichert, welche den Transport von Cholesterin im Blut reduzieren sollen. Die Nebenwirkungen (z.B. auf den Hormonspiegel) sind allerdings noch nicht ausreichen erforscht.

Schlafgewohnheiten

Bereits 2007 wurde ein Zusammenhang von wenig Schlaf mit der Fettleibigkeit gezeigt. Immer wieder suchen Forscher nach Zusammenhängen zwischen Schlafgewohnheiten und dem Übergewicht. Immer wieder zeigen Studien, dass ausreichend Schlaf in hoher Qualität wichtig ist, um Übergewicht zu vermeiden.

Eine Studie an Schulkindern zwischen 8 und 11 Jahren zeigte 2013, dass mehr Schlaf zu geringerer Nahrungsaufnahme, niederen Nüchtern-Leptin-Konzentration und geringerem Gewicht führt.

Folgen

Viele Zivilisationskrankheiten hängen direkt mit Übergewicht zusammen. Adipositas ist ein hoher Risikorfaktor für die Entwicklung von Herz-Kreislauf Erkrankungen. Kommen andere Erkrankungen dazu wie Diabetes Mellitus, Fettstoffwechselstörungen oder Bluthochdruck, wird die Gefahr einer Herz-Kreislauf-Erkrankung nochmals deutlich erhöht, ebenso das Risiko eines verfrühten Todes.

Adipositas erhöht das Risiko für arterielle Hypertonie (Bluthochdruck), Diabetes Mellitus Typ 2, Reflux, Herzinfarkte, Arteriosklerose, Schlaganfälle, Brustkrebs und weitere Krebsarten, Arthrose, degenerative Wirbelsäulenerkrankungen, Gallenblasenerkrankungen, Gicht, restriktive Ventilationsstörungen und das Obstruktive Schlafabnoe-Syndrom. Ab einem BMI von 30 ist das Risiko deutlich erhöht.

Adipositas ist darüber hinaus auch ein Risikofaktor für eine Verminderung der kognitiven Leistungsfähigkeit und für Demenzerkrankungen, einschließlich der Alzheimer-Krankheit. Dies könnte zumindest zum Teil mit dem Diabetes Mellitus zusammenhängen, von dem man weiß dass er mit einem erhöhten Risiko für Alzheimer. Krankheit assoziiert ist. Eine Rolle spielen hierbei Defekte des Gefäßsystems, der beeinträchtigte Insulin-Metabolismus und -Signalweg und ein Defekt im Glukosetransportmechanismus im Gehirn. Neuere Untersuchungen zeigen, das mit zunehmenden BMI das Risiko für eine Atrophie (Gewebeschwund) bestimmter Hirnareale und infolgedessen das Risiko für eine Demenz steigt. Betroffen von der Schrumpfung des Gehirngewebes sind vor allem der Frontlappen, Teile des Scheitellappens und der Hippocampus. Noch nicht abschließend geklärt ist allerdings, ob der Hirngewebeschwund zuerst auftritt und das Übergewicht hierdurch erst ausgelöst wird, da sich in den betroffenen Regionen auch Hirnzentren befinden, welche die Nahrungsaufnahme und den Stoffwechsel beeinflussen.

Auch die seelischen Folgen der Adipositas sind gravierend. Die Betroffenen fühlen sich oft als Versager und Außenseiter. Oft treten psychische und sogar wirtschaftliche Schäden für die Betroffenen auf, weil Fettleibigkeit gesellschaftlich nicht toleriert wird und Betroffene oft sozial und beruflich ausgegrenzt werden. Adipositas kann beispielsweise einer Einstellung in den öffentlichen Dienst oder einer Verbeamtung entgegenstehen.

Die Finanzellen und sozialwirtschaftlichen Folgen von Übergewicht sind enorm. Allein die Schäden am Stütz- und Bewegungsapperat führen zu einer Vielzahl von Therapien bis hin zu operativen Eingriffen (zum Beispiel Knieoperation, Hüftoperation), die ihrerseits insbesondere bei ausgeprägter Adipositas zu Komplikationen wie Wundheilungsstörungen und verzögerte Wiederherstellung führen.

Wikipedia

Quelle: Wikipedia => Adipositas